àiz,
dial.
az, âz un
d ãz (li.
až(ù), ažúo-, sl.
за EPr. 14),
Präp. mit dem Gen. auf die Frage wo? und wohin? Der Acc. des neutr. Pronom. weit verbreitet, jetzt besonders in Livl.: aiz kuo, weshalb, aiz tuo, deshalb; in Kurlan
d dafür
par kuo. Ausserdem verbindet sich aiz mit
dem Acc. eines männlichen (seltener eines unbelebten weibl.) Nomens in
den Dialekten, in welchen je
de Präp., auch
die genit. Präp.,
den Acc.
des männlichen Nomens statt
des Genit. nach sich haben, so namentlich in Nor
dwest-Kurlan
d u. in West-Livlan
d:
aiz šuo zirg(u), wie
pie, bez šuo zirg(u) IF. XIII, 252, 264.
Im Plur. regiert
aiz, wie alle Präp., in
der Regel
den Dativ-Instr., nur in wenigen Gebieten, wie auch
die an
deren genitivischen Präp., noch
den Genit., so in N.-Bartau, IF. XIII, 247; wenn aber
die weibl. u. männl. Nomina
durch
abi o
der
durch ein Grun
dzahlwort (beson
d. von 2 - 9) näher bestimmt sin
d.,
dann können sie nach allen Präp.
die Form auf
-i annehmen,
d. h.
den Nom. - Acc. Dual.:
aiz deviņi ezeriņi IF. XIII, 235.
Alle Gebrauchsweisen
der Präp.
aiz gehen auf
die räumliche Grun
danschauung"hinter, jenseit"zurück:
1) aiz kalna stāvēt, hinter dem Berge stehen; aizskriet aiz krūma; aiz upes, jenseit des Flusses; aiz juostiņas cimdu bāzu. Etwas verblasst, aber immerhin noch verstän
dlich vom Stan
dpunkte
des Fliehen
den,
des Ergriffenen, ist
die ursprüngliche Anschauung bei
den Verben
des Greifens, Bin
dens u. s. w., bei
denen
das, wobei etwas gegriffen o
der woran etwas gebun
den ist,
durch
aiz ausge
drückt wir
d:
aiz apkakles sagrābt, beim Kragen fassen, paņemt aiz ruokas, aiz ausīm, saņem zirgu aiz galvas, aiz papēžiem saķert, raut ļaudis aiz kājām no gultas ārā; aiz kājiņas bitīti sēju; aiz matiem plūkt; aiz kuo mani vīriņš kūla aiz matiem turē̦dams BW. 6912,
1. Statt
aiz steht in Kurlan
d pie, wohl unter
dem Einflusse
des
deutchen bei, an:
pie ruokas paņemt, an der Hand fassen. Ebenso eigentümlich:
Tas asaru dzē̦rājiņš, kam aiz acu ce̦purīte BW. 9827;
aiz acīm 9816,
5, 9825, statt
aiz gew.
uz acīm 9815, im Infäntischen
iz ocu c. 9816,
2; auch
acīs mauca ce̦purīti BW 9815,
1, drückte tief ins Gesicht die Mütze.2) Räumliche Anschauung mit temporaler sich nahe berührend: Cit' aiz citas vadīsim BW 269,
5, wir werden das eine (Mädchen) (hinter) nach dem anderen begleiten; aiz pussvē̦tas svētdienas, auf den Sonnabend folgt der Sonntag (Wirginahlen).3) Die Stellung eines Gegenstandes hinter einem anderen kann die Veranlassung sein, dass von dem hinteren eine Wirkung ausgeht; so erklärt sich die kausale Bedeutung der Präp. aiz: aiz upītes meitas dzied, aiz migliņas neredzēju BW. 529,
jenseit des Flüsschens singen Mädchen, hinter dem Nebel (lokal) sah ich sie nicht, oder kausal: vor dem Nebel, zufolge des Nebels; aiz prieka, vor Freude; aiz kauna, vor Schande; aiz niknuma, aiz dusmām, vor Zorn. mēli aiz žē̦labām vai pušu kuost. visi tautu tīrumiņi aiz dziesmām luocījās BW. 390.
es nevaru vairs glābties aiz ļautiņu valuodām BW. 8441.
saimniece ne aiz šā, ne aiz tā bij palikusi ļuoti nuopietna A. XX, 484; in Kurlan
d in
dieser Be
deutung
nuo: nuo prieka, nuo dusmām u. s. w.
aiz (nuo) hat hier
den alten Genitiv-Ablativ un
d den Instrumental ver
drängt; bei
de Kasus kommen aber im Volkslie
de noch in kausaler Be
deutung vor:
es pats prieka nevarēju, sc.
dziedāt BW. 703,
3, selbst konnte ich vor Freude nicht (singen). tik aukstumu nenuosalu BW. 10823,
beinahe wäre ich vor Kälte erfroren; gružiem upe netecēja Ar. 207.
4) aiz mit dem Plur. drückt einen Vorzug aus, insofern das sich hinter einem andern Gegenstande Befindende doch wegen seiner hervorstehenden Eigenschaften benerkt wird: šuogad laba vasariņa aiz visām vasarām BW. 2681,
der diesjährige Sommer ist besser als alle Sommer. balta zied griķu druva aiz visām druviņām Lt
d. 1476.
cīrulītis augsti dzied aiz visiem putniņiem. dievam gudrs paduomiņš aiz visiem cilvē̦kiem Biel. I, 290.
šķīrās man, veicās man aiz visām māsiņām. BW. 949. Ungewöhnlich nach
dem Komparativ für
par: Anna smukāka aiz Trīnas, A. ist hübscher als Tr.5) Selten bezeichnet aiz die Stellvertretung; aiz ist hier vom Stan
dpunkte
des Vertreten
den zu fassen, in
dem
der Vertreter vorauseilt,
den zu Vertreten
den also hinter sich lässt, um ihn zu vertreten:
aiz māmiņas maltu gāju, ne aiz brāļa līgaviņas BW. 7935,
statt der Mutter ging ich mahlen, nicht statt der jungen Frau des Bruders. es būt' pati kar,ā gāj'si aiz jaunā bāleliņa Ar. 1964.
aiz manis ūdens strādā, statt meiner arbeitet das Wasser Str. II, 39.
6) Hinter jemand stehen kann leicht die Bedeutung annehmen"unter dem Schutze, unter der Fürsorge, Aufsicht jem. stehen: aiz tā tē̦va, aiz māmiņas es izaugu bez vārdiņa BW. 1345,
bei der (mangelhaften) Fürsorge des Vaters und des Mütterchens wuchs ich ohne einen Namen auf. aiz manim (meinetwegen) jūs, puisīši, augsti acu nene̦sat BW. 9813.
aiz guovīm gan ganītu, aiz cūkām nevarēju; aiz brāļiem gan dzīvuotu, aiz māršām nevarēju BW. 17385. In
den letzten Gebrauchsweisen steht gewöhnlich
par, seltener dēļ, an Stelle von
aiz: par tuo tē̦vu, māmuliņu o
der
tē̦va dēļ, mātes dēļ bez vārdiņa es uzaugtu BW. 1345,2.
Das Präfix
aiz- in Nominalcompositis bezeichnet
1) den Ort hinter einem Gegenstand z. B.
aizdurve, der Ort hinter der Tür, aizkrāsne, der Raum hinter dem Ofen;2) verleiht dem Worte die Bedeutung des Grundes, z. B.
aizgaite, der Grund, Hindernis;3) in Zeit bezeichnenden Wörtern bezeichnet aiz- die hinter dem bestimmten Zeitraum gelegene Zeit, z. B.
aizgavēnis, Fastnachtabend, aizvakar, vorgestern, aizparīt, übermorgen;4) äusserst selten hat aiz- beschränkende Bedeutung, z. B.
aizkurls, harthöring, aizkurlība, Harthörigkeit, aizknapi, spärlich. Die mit
dem Präfix
aiz- zusammengesetzten Verba bezeichnen
1) die Bewegung hinter einen Gegenstand, z. B.
aiziet aiz krūma;2) eine Entfernung von dem Ausgangspunkte der Bewegung (deutsch fort-, weg-) z. B.
sieva aizbē̦g nuo vīra, so auch in
aizrast, verlernen, sich entwöhnen, eig. sich vom Finden entfernen;3) die Richtung nach dem Ziele: ve̦lns aizkrāpj šuo uz savu pili, der Teufel lockt ihn auf sein Schloss; ne līdz pusei aizticis, nicht einmal bis zur Hälfte gelangt LP. I, 5;
4) die Richtung nach hinten: aizrīt, hinter-, verschlingen, aizdusis, asthmatisch, aizelsis, ausser Atem gekommen;5) ein Zumachen, Absperren, ein Hindernis, wie das deutsche zu, im Gegensatz zu at-; dann auch ein Vernichten durch die Tätigkeit: aizdarīt, aiztaisīt, zumachen; aizslēgt, zuschliessen, aizcelt vārtus, die Pforte zumachen, eig. die Pforte hinter (sich) heben; aizsiet durvis, die Tür zubinden; aizstāvēt ceļu, den Weg versperren, aizart ceļu, pflügend den Weg zerstören, aizbẽrt aku, den Brunnen zuschütten;6) eine Tätigkeit, die nur die hintere Seite trifft: aizlauzt zaru, einen Ast anbrechen, eig. einen Ast an der hinteren Seite, d. h. an der Stelle, wo er mit dem Stamme zusammengewachsen ist, brechen, ohne ihn abzubrechen, aizlūzis zars, ein angebrochener Ast, aizgrauzt, annagen; darnach auch aizšaut, anschiessen, aizurbt, anbohren, aiztukšīt, etwas leeren; ähnlich auch aizdedzināt, anzünden, aizkurināt, anheizen, aizkaitināt, erzürnen, eig. erhitzen; nahe mit diesem Gebrauch des Präfixes aiz- berührt sich die ingressive Bedeutung desselben, die den plötzlichen Eintritt einer eine kurze Zeit dauernden Tätigkeìt ausdrückt: aizaurēties, aizbļauties, aizķērkties, aufschreien, aizgavilēties, aufjauchzen, aizkaukties, aufheulen, aizbrīkšķēties, aizknikšķēties, anfangen etwas zu knattern, krachen. Gewöhnlich kommen
derartige Verba in reflex. Form vor un
d bezeichnen meist einen Laut, ein Geräusch. Selten sin
d Verba, wie
aizčaukstēt st.
aizčaukstēties, anfangen etw. zu rascheln, aizdrebēt, anfangen zu zittern; aizsmaršuot, anfangen zu duften;7) eine Tätigkeit im Interesse, zum Schutze eines anderen: aizbildināt, aizrunāt, entschuldigen, aizlūgt, Fürbitte tun (s.
aiz 5);
8) einen Vorzug vor anderen: aizdziedāt, aizrunāt, aizskriet kādu, jem. im Singen, Reden, Laufen übertreffen.9) Temporal ist wohl
das Präfix (s.
aiz 2)
in den Verben zu fassen, welche das ominöse Geschrei der Vögel bezeichnen: aizbļaut, aizbrēkt, aizkukuot, schreien, bevor der Mensch etwas (den putnu-kumuoss) gegessen hat; so auch in der Neubildung aizspriedums, Vorurteil, cf. EPr. II, 20.
Kļūdu labojums:
Infäntischen = Infläntischen
übermorgen = den Tag nach übermorgen
Avots: ME I,
14,
15,
16,
17